Planspiel: Landtag sind wir!
„Der Landtag sind wir“ – Realschüler schlüpfen in die Rolle von Abgeordneten
Rain, 06.Oktober 2026 – Einen spannenden Einblick in die Welt der Politik erhielten zwei 10. Klassen der Staatlichen Realschule Rain, als sie im Fach Politik und Gesellschaft am Planspiel „Der Landtag sind wir“ teilnahmen. Begleitet von Mitarbeitenden des C.A.P. (Centrum für angewandte Politikforschung) erlebten die Jugendlichen hautnah, wie politische Entscheidungsprozesse in einem Parlament ablaufen.
In der Rolle von Landtagsabgeordneten diskutierten die Schülerinnen und Schüler in Fraktionssitzungen, Ausschüssen und im Plenum über einen Gesetzesentwurf zum Thema „Integration von Flüchtlingen“. Nach intensiven Beratungen wurde das Gesetz mit einigen Änderungen von der Mehrheit der „Abgeordneten“ angenommen.
„Wir haben jetzt ein viel besseres Verständnis dafür, wie schwierig es ist, Gesetze zu machen“, berichtete eine Schülerin. Andere gaben zu, dass die Diskussionen anstrengender waren als gedacht – aber auch spannender: „Wir dachten, es wird viel langweiliger“, hieß es mehrfach. Am Ende bedankten sich viele Jugendliche bei ihrer Lehrkraft Verena Obel für die Organisation des Planspiels.

Politiker hautnah: Podiumsdiskussion als Höhepunkt
Ein besonderes Highlight des Tages war am Nachmittag die Podiumsdiskussion mit fünf Landtagsabgeordneten verschiedener Parteien: MdL Marina Jakob (FW), MdL Stephanie Schuhknecht (B´90/DIE GRÜNEN), MdL Ulrich Singer (AfD), MdL Dr. Simone Strohmayr (SPD) und MdL Wolfgang Fackler (CSU) stellten sich den zahlreichen Fragen der Jugendlichen.
Auf die Frage nach der wichtigsten Aufgabe eines Abgeordneten waren sich alle Teilnehmenden einig: Die Wählerinnen und Wähler müssen im Mittelpunkt stehen.
Der CSU-Abgeordnete betonte, dass er „24 Stunden am Tag im Einsatz“ sei und jederzeit ein offenes Ohr für die Menschen habe.

Frau Schuhknecht hob hervor, wie wichtig es sei, politische Entscheidungen transparent zu erklären, um Politikverdrossenheit entgegenzuwirken.
Auch die Abgeordnete der Freien Wähler betonte das Zuhören und Erklären politischer Entscheidungen als zentrale Aufgaben – gerade in einer zunehmend komplexen Welt.
Die SPD-Vertreterin ergänzte, dass auch die Opposition eine wichtige Rolle spiele, indem sie neue Ideen einbringe und ihr Wahlprogramm klar vertrete.
MdL Singer erklärte, dass Politik immer die Mehrheit der Bevölkerung im Blick haben müsse.
Auf die persönliche Frage, warum sie selbst in die Politik gegangen seien, antworteten alle Politiker ähnlich: Schon als Jugendliche seien sie gesellschaftlich engagiert gewesen – etwa in Vereinen, als Schülersprecher bzw. -sprecherin oder in der Jugendarbeit.
Jugendfragen: Von Stegreifaufgaben bis Rente
Auch eigene Themen der Schülerinnen und Schüler kamen zur Sprache. Besonders interessiert zeigte sich das Publikum an der Frage, ob unangekündigte Stegreifaufgaben abgeschafft werden sollten.
Nur SPD und Grüne befürworteten das – ebenso wie eine Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre.
Ein weiteres Thema war die Zukunft der Rente. Einig waren sich die Abgeordneten darin, dass der Generationenvertrag allein nicht mehr ausreichen wird.
Die Freien Wähler warben zum Beispiel für mehr Eigenvorsorge, etwa durch die Förderung von Eigenheimen.
Frau Dr. Strohmayr aus der SPD hält hingegen eine zusätzliche steuerbasierte Finanzierung für unabdingbar.

MdL Fackler gab an, dass auf Bundesebene bereits mit Nachdruck an einer Lösung gearbeitet wird. Seiner Meinung nach gäbe es vor allem die Möglichkeiten das Renteneintrittsalter oder die Beiträge zu erhöhen sowie einen Steuerzuschuss zu geben – was bereits passieren würde.
Aktuelle Themen und gesellschaftlicher Zusammenhalt

Auch aktuelle politische Themen wie die jüngsten Drohnensichtungen kamen zur Sprache. Der AfD-Landtagsabgeordnete forderte eine bessere Wehrfähigkeit und klare Zuständigkeiten. Die Grüne-Politikerin wies darauf hin, dass solche Vorfälle oft gezielt Unsicherheit erzeugen sollen und betonte, wie wichtig es sei, sich bewusst und kritisch zu informieren.
Zum Abschluss ging es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Frau Jakob von den Freien Wählern plädierte für eine Stärkung des Ehrenamts.
Herr Fackler indessen verwies darauf, dass Demokratie keine Einbahnstraße sei und sich auch für die Bürgerinnen und Bürger Pflichten ergeben würden. Er wäre der Meinung, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied sei und die Chancen, die unser Land böte, auch ergriffen würden müssen.
Die Grünen hoben hervor, dass jeder im eigenen Umfeld Verantwortung übernehmen könne.
Der AfD-Politiker erklärte, seine Partei sei „Ausdruck der Spaltung der Gesellschaft, nicht deren Ursache“, und berichtete von seinem Versuch, einen „Kaffeeklatsch mit Omas gegen Rechts“ zu organisieren – „Leider sei niemand gekommen“, gab Herr Singer mit Bedauern an.
Die SPD Landtagsabgeordnete Strohmayr plädierte dafür, dass ein Staat nur dann funktionieren könne, wenn alle mithelfen würden. Nur so könne ein großes Ganzes entstehen.
Mit diesen Schlussworten endete ein ereignisreicher und lehrreicher Tag, an dem die Jugendlichen Politik nicht nur gelernt sondern erlebt haben.


